Montag, 7. Dezember 2015

Tinte auf´s Papier

119 Schüler in der Turnhalle. Tische stehen in Reih´ und Glied, alle einen bestimmten Abstand voneinander entfernt. Da ist sie: die Kandidaten-Nummer xxx-0038. „Überprüfen sie das Fach, die Sprache und das Level Ihres Prüfungspapiers? Sind Ihre Kandidatendaten korrekt?...“ Worte, die inzwischen schon in meinen Kopf gemeißelt wurden. „Dies ist Ihre letzte Möglichkeit zuzugeben, dass sie unautorisierte Materialien in den Prüfungssaal gebracht haben.“ Hände fassen an Hosen- und Jackentaschen. Nichts, was dort nicht sein dürfte. „Sie haben 2 Stunden und 15 Minuten für diese Prüfung, Ihre Zeit beginnt jetzt.“. Das Startsignal.

Nun alles geben. All die Daten, Fakten und Theorien wiedergeben, die in den letzten beiden Jahren irgendwann mal in die Ecke eines Papierblattes gekritzelt wurden. Verstehen, was jede einzelne Frage genau von mir will. Darüber nachdenken, wie ich all die Gedanken in kurzer Zeit wiedergeben kann. Den Ventilator, der versucht die stechende Hitze mit einem röchelnden Pusten zu vertreiben, so gut es geht zu ignorieren. Dies sind die zwei Stunden, auf die ich zwei Jahre lang vorbereitet wurde – jede Sekunde zählt. Papier wird gefüllt mit Tinte. Tinte wird verschmiert und mit jeder weiteren geschrieben Seite wird die anfänglich so saubere Handschrift kleiner und unleserlicher. Was soll´s.

„Ihre Prüfung ist nun beendet. Legen Sie Ihren Stift auf die rechte Seite Ihres Tisches und machen Sie keine weiteren Ergänzungen zu Ihrer Prüfung.“ Ich gebe ein weiteres Blatt mit der Kandidaten-Nummer xxx-0038 ab. Weg ist es. Eingetütet und verschifft nach Norden, Süden, Osten, Westen. Zu einem Korrektor, der es hoffentlich gut mit mir meint. Doch das werde ich erst erfahren, wenn ich schon längst wieder auf der anderen Seite der Welt lebe.