Donnerstag, 25. Juni 2015

Es ist an der Zeit zu gehen…

"It is hard to let go, especially when such a great job was done, but new people will come. That´s the way it is in a school like ours!" (Es ist schwer jemanden gehen zu lassen, besonders wenn sie so tolle Arbeit geleistet haben, aber neue Leute rücken nach. So ist das an einer Schule wie unserer!) hieß die Ansage in unserer letzten Schulversammlung am Mittwoch. Mit diesen Worten wurden meine beiden Mitstreiter und ich von unserem Job als Link Group Leader verabschiedet.

Alles begann im letzten Jahr, als ich zu einigen Meetings von Link Group am Abend ging. Die Idee hinter der Gruppe, das Zusammenbringen der verschiedenen UWCs, faszinierte mich und so beteiligte ich mich eifrig. Vor einem Jahr kam dann die Frage, wer Interesse hätte an der Leitung der Gruppe und so verfasste ich meine Bewerbung. Dann wurde ich angenommen. Seitdem organisierten wir Peace Day, Chinese New Year, Holi, UWC Day… Und ein ganzes Jahr verging.

Und nun sitze ich plötzlich wieder auf der anderen Seite des Raumes, nicht mehr als Gruppenleiter sondern als Mitglied und betrachte die neuen, energiereichen Gesichter unserer Nachfolger. Ein komisches und wahnsinnig melancholisches Gefühl breitet sich da in mir aus…
Andererseits, gibt es auch Momente in denen man freudig Luftsprünge macht... So konnte ich vor zwei Stunden zum Bespiel stolz von mir behaupten mit meinem final Extended Essay fertig zu sein!!! :)

Auf die Füße, fertig, los!

Es ist 3 Uhr morgens und ich sitze in der Dunkelheit inmitten eines matratzengefüllten Gemeinschaftsraums. Um mich herum liegen eine Vielzahl übermüdeter Mädels. Auch ich bin schrecklich müde und komme gerade vom Rennen. Denn vor exakt 10 Stunden begann unser 24 Hour-Run, ein unvergessliches Event:

Schon einige Wochen im Voraus hatte die Organisation begonnen. Ein jeder von uns suchte nach Sponsoren – Familie, Freunde und absolute Fremde, die man im Stadtzentrum auftreiben konnte. Das gesammelte Geld, entweder als fester Betrag oder als Spende pro gerannte Runde, ging an drei verschiedene Community Service Projekte in den ärmlichen Regionen Swasilands. Doch nicht nur Geld musste zusammengetragen werden, sondern auch Freiwillige für die Erste Hilfe und zum Rundenzählen gefunden werden. Für die Verpflegung wurde fleißig gekocht und gebacken und Gemeinschaftsräume, Sporthalle und Veranstaltungssaal verwandelten sich plötzlich in Meere aus Matratzen und Decken. Auch Teams mussten gebildet werden mit mindestens drei Schülern aus jedem Jahrgang. Während der 24 Stunden sollte dann immer mindestens ein Mitglied jeden Teams auf dem Sportplatz seine Runden drehen…

© Holly
Gestern  standen wir dann alle bereit auf dem Sportplatz. Schüler, Lehrer, Alumni und Eltern. Ein jeder trug eigens gestaltete Team T-Shirts. Schon allein die Team-Namen waren ein Highlight. So hatten wir zum Beispiel die „Agony of De-Feet“, „Run? I thought they said Rum!“, „35 Shades of Grey“ und „The Rolling Stoned“.  

Genau 17 Uhr ertönte der Startschuss und geschätzte 1200 Füße setzten sich in Bewegung. Um genau zu sein, nicht nur Füße sondern auch Pfoten waren mit dabei – denn auch einige Hunde der Lehrer sowie ein schwarzes Schaf waren mit von der Partie. ;) 

© Holly
Wieder einmal war es ein wahnsinnig tolles Gemeinschaftsgefühl, das verbreitet wurde. So sah man zum Beispiel Lehrerfamilie Green (Mr. Green ist ein Biologielehrer, seine Frau Schulpsychologin), mit ihren grünen Shirts und der Aufschrift „Team Green“, die von Beginn an mit dabei waren. Ihre beiden Töchter (3 und 6 Jahre) waren voller Elan dabei und selbst der erst neulich dazu gestoßene Nachwuchs (3 Wochen alt) hatte ein grünes Mini-T-Shirt und wurde von Mama Runde um Runde getragen. Auch weitere Lehrer und Alumni verschiedenster Jahrgänge drehten ihre Runden.

© Holly
Einige nahmen das Ganze wahnsinnig ernst und rannten, was das Zeug hielt, andere nutzten die Zeit und vertieften sich in interessante Gespräche auf dem Sportplatz. Auch ein neuer Rekord hinsichtlich gelaufener Runden wurde von einem 16-jährigen Kenianer aufgestellt – 365 Runden, das macht ganze 146,0 km in 24 Stunden!!!

Fasten für die Religion

Es ist wieder mal an der Zeit, dass die Muslime unserer Schule kaum noch in der Cafeteria zu sehen sind. Denn es ist Ramadan, ein Monat des Fastens und Betens.

Auch Nayifa, meine beste Freundin von den Malediven, werden wir wohl im nächsten Monat kaum noch zu Gesicht bekommen. Aus diesem Grund beschlossen meine Freunde und ich, sie am Abend vor Ramadan noch einmal ins Restaurant einzuladen um den nötigen „Winterspeck anzufressen“. So gingen wir also zu fünft in ein indisches Restaurant in Mbabane. Für Nayifa hatte das eine riesige Bedeutung. Normalerweise feiert sie diesen letzten Abend vor Ramadan mit ihrer Familie – und nun hier, weit weg von zu Hause, sind WIR ihre Familie! :D  Auch für uns anderen war es mal wieder schön aus dem „Schul- und Campus-Trott“ heraus zu kommen. 

© Nayifa
Seitdem, findet man Nayifa außerhalb der Schule nur noch betend oder schlafend in ihrem Zimmer. Dafür ist sie nachts umso aktiver und isst was das Zeug hält. ;) Auch nicht schlecht so ein „Winterschlaf“…
Meine Freunde und ich werden auch einige Tage mit Nayifa gemeinsam fasten. Im Übrigen ist das Fasten hier viel einfacher als es zum Beispiel zu Hause in Deutschland wäre: denn wie ihr vermutlich wisst, fastet man im Ramadan von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Da hier die Sonne erst gegen 6:30 Uhr aufgeht und bereits 17:10 wieder untergegangen ist, fühlt sich das hier gar nicht so lang an. Also falls jemand auf die Idee kommen sollte als Nicht-Muslim während des Ramadans zu fasten, sollte man wenn möglich in die südliche Hemisphäre ziehen. ;)

Montag, 8. Juni 2015

Ein Bollywood-Film mit dem Titel „Der Monsterbauer“


Trotz eines Fußball- und Volleyballturniers und den bevorstehenden SATs (wie ein Lehrer von mir immer so schön sagte „Stupid American Test“, eine 5-stündige Prüfung, die man ablegen muss, um sich überhaupt in den USA bewerben zu können) war die Assembly Hall an diesem Abend voll. Schüler, Lehrer und auch einige Eltern hatten sich versammelt um einen Abend ausgelassen lachen zu können. Es war mal wieder an der Zeit für eines der beliebtesten Interhouse-Turniere:
THEATRE SPORTS!!!

Gestartet wurde der Abend allerdings mit dem ersten „Theatre Concert“ aller Zeiten. Einzelne Schüler oder kleine Gruppen hatten sich zusammengefunden und kurze Szenen, zum Teil aus berühmten Filmen wie „The Matrix“, zum Teil auch selbstgeschrieben, einstudiert, um diese vor einem großen Publikum wie diesem aufzuführen. Es wurde gelacht, geweint, geschrien, getröstet, umarmt und wunderbares Schauspiel geboten. Es ist immer wieder atemberaubend, welch wunderbare Talente in all unseren Mitschülern schlummern!

Und dann ging es auch schon los. Mit Fanfaren-Musik kamen die 21 Mitstreiter aus den 3 Häusern auf die Bühne gesprungen, bereit, gegeneinander anzutreten und alles zu geben.
In jedem der einzelnen Spiele wurde improvisiert, was das Zeug hielt. So gab es einen Dichter, der nur „Gigglisch“ sprach, einen Übersetzer, der das Gedicht dann in Englisch wiedergab und einen Tänzer, der das Ganze dann noch mit Bewegungen darstellte. Ein anderes Mal sah man ein Interview im Fernsehen mit einer Person, deren Hobby es ist an Decken zu kleben – zwar konnten beide reden, doch ihre Hände wurden von zwei anderen Mitstreitern geführt. Im nächsten Spiel mussten die Mitstreiter eine Szene am Swimming Pool darstellen, dabei allerdings Dialogfetzten von Papieren, die im Raum verteilt waren, wahllos wiedergeben und anschließend noch irgendeinen Sinn in die Szene bringen. Es würde noch so viel mehr wahnsinnig tolle Improvisationen zu erzählen geben, aber irgendwann muss ja auch mal Schluss sein.

Und wer hat nun am Ende gewonnen? Es traten wie gewohnt die drei Häuser Stern, Hendersonn und Guedes gegeneinander in drei Spielrunden an und es konnten pro Runde maximal 25 Punkte erreicht werden. Nun, die Darsteller machten es der Jury, bestehend aus 3 Lehrern und zwei ehemaligen Schülern,  nicht einfach. Es war ein enges Rennen, dennoch beim vorletzten Rennen hatten Stern und Hendersonn beide 49 Punkte und Guedes 48 Punkte. Doch dann kam das letzte Spiel: Guedes beeindruckte so sehr, dass es zum ersten Mal in der Geschichte Waterfords volle 25 Punkte gab und Guedes als Sieger gefeiert werden konnte!

Ailleurs on fait mieux la différence


© Nayifa


© Nayifa

Wie bereits im letzten Jahr, hatte ich mal wieder Glück und zum Tage meines Geburtstages befanden wir uns inmitten des alljährlichen Bushfire Festivals! Zum ersten Mal waren alle Karten schon im Voraus komplett ausverkauft und dementsprechend packend voll war das Festivalgelände.
Trotz allem war es einfach genial! Bands von überall aus der Welt, selbst Österreich und Frankreich, sowie ziemlich bekannte Bands aus dem südlichen Afrika waren vertreten und die Stimmung war atemberaubend! Jeder tanzte ausgelassen und fröhlich; jeder sang, selbst wenn man den Text in einer anderen Sprache noch nicht mal verstehen konnte; jeder unterhielt sich mit jedem und man machte zum Teil wahnsinnig lustige Bekanntschaften! :)


© Nayifa

Meine Freunde bereiteten mir zusätzlich noch einen wundervollen Geburtstag, mit Kuchen, Geburtstagsnachrichten, Fotoshooting und edlem Dinner. Einfach ein absolut gelungenes Wochenende, nach dem man einfach nicht mehr zurück in die Schule wollte…

© Nayifa
PS: Hier die Erklärung zur Überschrift: "Ailleurs on fait mieux la différence" heißt soviel wie "Draußen sieht man die Dinge aus einer anderen Perspektive". Diese Weisheit stammt aus dem Lied "Voyager" von der Band Les Nubians, die diesen Song auch bei Bushfire gesungen haben... ;)


© Nayifa