Montag, 24. Februar 2014

Fazit nach 6 Wochen WK

Nach nun schon 6 Wochen am anderen Ende der Welt kehrt hier doch eine Art Routine ein.
In der Schule schreiben wir inzwischen schon jede Menge Tests und müssen ständig Aufsätze einreichen, sodass wir meist bis spät abends noch an unseren Hausaufgaben sitzen. Aber Lernen macht hier Spaß – denn jeder ist motiviert und hat ein Ziel. Und wir lernen eine Menge!
Die Aktivitäten am Nachmittag runden das Ganze dann noch einmal perfekt ab und jeden Abend wundere ich mich, wie schon wieder ein Tag so schnell an mir vorbeiziehen konnte. Nein, vorbeiziehen ist das falsche Wort! Man saugt hier jeden Tag, jede Stunde, jeden Augenblick förmlich in sich auf!

Happy Valentinesday!

Am letzten Freitag war Valentinstag – in Deutschland für die meisten ein ganz normaler Tag wie jeder andere auch. Hier wird er nahezu gefeiert wie ein Nationalfeiertag: Jede Ecke des Campus dekoriert, besseres Essen in der Kantine, jeder (selbst das Personal an der Essensausgabe) wünscht dir einen „Happy Valentines Day!“ und das Amüsanteste überhaupt: ein paar Tage zuvor konnte man bei unserem Schülerrat allerlei Valentines Geschenke kaufen – das fing an bei einer einfachen Tafel Schokolade, über Rosen und Vocal Valentines (der gewünschte Song wurde dann der/dem Auserwählten von den besten Sängern unseres Chores im Laufe des Tages – auch mitten in einer Mathestunde – vorgetragen) bis hin zu erkauften Dates! ;) Das war wirklich sehr lustig anzusehen... Während die meisten dann an diesem Abend ausgingen um kräftig Party zu machen, blieb ich mit einigen anderen im Hostel und wir machten uns einen schönen und ruhigen Abend mit lecker selbst gekochtem Essen und Disney-Filmen! (Siehe Bild)

Völkerverständigung mit Händen und Füßen

Inzwischen hatten wir auch schon zweimal Community Service. Wer meine Einträge zuvor gelesen hat, müsste über das CAS-Programm bestens Bescheid wissen, alle andern können ja jetzt noch nachlesen...
In unserem Stundenplan sind jede Woche 2 Stunden Community Service enthalten: ich bin nun in dem Preschool Project, in welchem wir einmal pro Woche in eine Vorschule gehen, mit den Kindern spielen und auch ein bisschen unterrichten. Die Kinder sind alle um die 6 Jahre alt und können kaum englisch. Wir wiederum beherrschen nur sehr wenige Vokabeln in SiSwati, der Landessprache. Dementsprechend spannend ist die Kommunikation. Aber auch mit Händen, Füßen und schon kleinen Gesten, kann man so viel sagen ohne die gleiche Sprache zu sprechen. (Fotos siehe hier!)

Sternenhimmel

Auf dem Sportplatz liegend blicken wir in einen wunderschönen sternenbedeckten Himmel. Ambar aus Bangladesch, Ying aus China und ich aus Deutschland. Drei vollkommen verschiedene Länder, drei verschiedene Sprachen, drei verschiedene Weltansichten – drei so unterschiedliche junge Menschen, die doch irgendetwas zu vereinen scheint und zusammenbringt unter diesem Sternenhimmel.
Die Gedanken an die Hausaufgabenberge verdrängen, einfach einmal faul sein und reden – reden über Gott und die Welt.
Wir lachen – lachen über Momente, Erfahrungen, Gedanken – wir lachen so viel. So glücklich trotz der Entfernung zur Heimat. Heimat – es scheint so fern, doch die Sterne scheinen dieselben... Das gibt ein Gefühl von Geborgenheit.

Sonntag, 9. Februar 2014

Über den Wolken...

Nach einer äußerst fordernden Schulwoche, die allerdings auch dementsprechend schnell verflogen ist, waren wir alle froh endlich Wochenende zu haben.
Am Samstag habe ich mit meiner Klettergruppe unseren hauseigenen Berg erklommen, um dann an einer Felswand unsere theoretischen Kenntnisse von der Kletterwand auf dem Campus in die Tat umzusetzen. Nach anfänglicher Skepsis war es ein unglaubliches Gefühl auf dem Gipfel des Felsens angelangt zu sein und nahezu ganz Swasiland mit einem Blick zu erfassen!
Heute bin ich dann mit einer Gruppe von rund 20 Schülern sowie einigen Lehrern (inklusive unserem Schulleiter!) auf eine Wandertour gegangen. 9 Uhr morgens fuhren wir mit den Transportern der Schule etwa eine halbe Stunde über nicht ausgebaute Straßen, um dann eine 5-stündige fantastische Tour zu erleben: Wir wanderten hoch oben auf dem Kamm eines Berges, die ganze Zeit mit der wundervollen Aussicht auf den Sebebe Rock, den weltweit größten Granitfelsen. Nach einigen Pausen und vielen spannenden Diskussionen erreichten wir am Ende der Wanderung einen Fluss, in welchem wir dann auch baden und uns erfrischen konnten. Das war irgendwie ein absolut befreiendes Gefühl. (Bilder von der Wanderung findet ihr hier - Achtung: die aktuellsten Fotos befinden sich ab jetzt immer oben auf meiner Fotoseite (umgekehrte Reihenfolge als zuvor)! )
Nun wieder im Hostel angekommen, sitze ich auf einem Stapel Hausaufgaben, die auch noch bis morgen erledigt werden wollen...

Sonntag, 2. Februar 2014

Fun and Social Service

Am Freitag erwartete uns wieder einmal ein großes Event: Karaoke-Night!!! :)
Die Woche über wurden Lied-Ideen in den Hostels gesammelt und am Donnerstag musste jeder Korridor ein Liedlos ziehen, welches dann gemeinsam als Corridor-Performance am Freitagabend dargeboten werden musste. Unsere Hostel-Eltern, ein IB2-Schüler und eine Lehrerin bildeten die Jury. Preis für die beste Performance: ein Korb gefüllt mit Essen (durchaus verlockend für uns - aufgrund des sonst sehr einseitigen Speiseplans) !
Wir hatten solch einen Spaß an diesem Abend!!! Einige Gruppen improvisierten einfach und konnten den Text noch nicht einmal annähernd (so wie mein Korridor – aber wir hatten Spaß und haben uns halb tot gelacht auf der Bühne), andere zeigten spontane Tanzeinlagen oder extrem kreative Outfits (ein Jungs-Korridor kam in Pyjama-Ganzkörper-Anzügen – da gab es Kühe- , Leoparden- , Regenbogen-,Wolken-Anzüge) und wieder andere hatten eine perfekt einstudierte Performance und Solosänger. (Ich würde euch ja gerne einige sehr amüsante Videos hochladen, aber das ist mir mit dem Internet hier leider nicht möglich...). Am Ende gewannen die Day-Students, welche bereits im letzten Jahr gewonnen hatten. So haben wir zwar leider nichts von den Leckerbissen abbekommen, aber Hauptsache wir hatten unseren Spaß – und den hatten wir definitiv!

Für jeden, der wollte (und selbstverständlich wollte ich), stand gestern ein Community-Service- Projekt auf dem Programm: eine Gruppe Jugendlicher vom Mpaka Refugee Camp (Flüchtlingslager) Swaziland sollte in die Schule kommen und mit uns Schülern verschiedene Stationen durchlaufen.
Als wir, eine Gruppe von ca. 20 Waterfordlern, am Morgen am Main Gate standen und dem ankommenden Bus zuwinkten, kamen uns dann rund 65 junge Menschen zwischen 9 und 27 Jahren entgegen. Sie waren alle so glücklich einmal raus aus ihrer tristen alltäglichen Welt zu sein und es muss wohl ein richtiger Kampf gewesen sein, einen Platz in dem Bus zu ergattern. Welcher europäische Jugendliche würde sich danach drängeln am Wochenende in eine Schule zu fahren um über seine Zukunft zu sprechen? Denn das taten wir dann: Wir begannen den Tag mit Kuchen und Diskussionen über Ausbildung, Bewerbungen und allgemein die Zukunft. Mit den Älteren schrieben wir Bewerbungsbriefe und sprachen über Studium und Universität, mit den Kleineren sprachen wir über ihre Wünsche, die Schule etc. . Es ist beeindruckend und irgendwie beängstigend zugleich, wenn dir ein 9-jähriges Mädchen voller Ernst und Leidenschaft erzählt, dass es eine Ärztin werden möchte, weil es seiner Mutter das Augenlicht wiedergeben möchte. Nach einer Stunde mit sehr tiefgründigen, berührenden Gesprächen starteten wir mit dem sportlichen Teil des Tages: Klettern, Basketball, Volleyball, Tanzen und weitere Aktivitäten wurden in verschiedenen Stationen angeboten. Ich half beim Klettern aus und sicherte die wilden Kinder, die ohne jegliche Angst und Scheu einfach an der Kletterwand hinaufturnten– wohingegen die Älteren zunächst sehr skeptisch waren Vertrauen zu einer Jüngeren zu haben, dann aber umso dankbarer waren, wenn sie heil den Boden wieder erreichten. Es war ein unglaubliches Gefühl zu sehen, mit welch einfachen und für uns so selbstverständlichen Dingen man Menschen glücklich machen kann! (Ein Bild findet ihr hier!)
Nach dem Mittagessen mit vielen interessanten Gesprächen musste die Gruppe leider wieder gehen. Aber es wird ein nächstes Mal geben, auf das sich bereits jetzt schon sowohl die Mpaka-Camp- Bewohner als auch die Waterford Schüler freuen!

PS: Es gibt einen durchaus sehr interessanten Zeitungsartikel über meine Schule in dem aktuellen Magazin GEO (Ausgabe Feb. 2014) zu lesen – es lohnt sich also, sich mal solch eine Zeitschrift zuzulegen!

CAS - Creativity, Activity and Social Service

Es haben mich schon viele gefragt, ob wir denn gar keinen Sport oder Musik machen müssen – doch, müssen wir. Das nennt sich dann CAS (Creativity, Activity, Social Service). Damit wir am Ende der 2 Jahre zu unseren Prüfungen zugelassen werden, müssen wir in jedem der 3 Bereiche (Creativity – Musik, Kunst usw. ; Activity – verschiedenste Sportarten; Social Service – Community Service/ soziales Engagement) eine gewisse Anzahl an belegten Stunden vorweisen können und einen Aufsatz dazu schreiben. Es sind aber keine Schulfächer, zu denen wir regelmäßig gehen müssen oder in denen wir Noten bekommen. Es liegt gewissermaßen in unserer Eigenverantwortung. Und das Angebot ist vielseitig, wie wir ja letzten Sonntag schon erfahren durften. Ich werde deswegen in den ersten Woche so viel wie möglich ausprobieren und mich irgendwann für einiges entscheiden. Die Auswahl ist so groß, hier nur einige Beispiele:
Yoga, Chor, Jazz/Modern/Ballett Dance, Tango, Jazz Piano Unterricht, Klettern (indoor und outdoor), Erste Hilfe und Quidditch...
Es ist so schade, dass der Tag nur 24h hat!

Für den Community Service mussten wir uns dann auch letzte Woche einschreiben und werden damit nächste Woche anfangen. Wir haben also 1mal die Woche 3 Stunden in unserem Stundenplan, in denen wir uns in verschiedenen Projekten sozial engagieren. Ich habe mich für ein Projekt in einer Pre-School (Spiele und Unterricht mit Vorschülern), ein Health Projekt (Aids-Aufklärung, Erste Hilfe in den Dörfern) und French Projekt (Französischunterricht in einer Grundschule) eingeschrieben – welches der Projekte ich in meinem ersten Jahr machen darf, erfahre ich nächste Woche. Es war wirklich schwer sich zu entscheiden, weil es so viele total interessante Projekte gab. Aber auch so engagieren sich hier viele am Wochenende in verschiedensten Projekten in der Umgebung.

Wie ihr seht, ist mein Tag hier ziemlich gefüllt... Aber es macht alles so viel Spaß, dass ich jeden Abend zwar geschafft, aber glücklich in mein Bett falle.

Schule

Am Montag startete also wieder der Ernst des Lebens – wir erhielten unseren Stundenplan.
Ich habe alle meine gewünschten Fächer bekommen, das heißt, ich habe für die kommenden zwei Jahre folgende Fächer belegt( - zur Erklärung: „Higher Level“ entspricht in etwa dem deutschen Leistungskurs und „Standard Level“ dem Grundkurs) :
Mathematik Standard Level
Englisch Literature&Language Standard Level
Economics (Wirtschaft) Standard Level
Biologie Higher Level
Chemie Higher Level
Französisch Higher Level
Nun wird es sicherlich einige geben, die sich wundern, dass mein Abitur nur 6 Fächer beinhaltet. Das ist eine der Besonderheiten des IBs: man hat weniger Unterrichtsfächer, diese dafür aber viel detaillierter und intensiver – das kann Vor- und Nachteile haben. Weiß man schon, in welche Richtung es für einen später einmal gehen soll, muss man sich nicht mit Fächern quälen, die einen gar nicht interessieren. Wenn man noch gar keine Ahnung hat, wohin es einmal gehen soll, ist es durchaus schwer eine Entscheidung zu treffen, da die Auswahl trotz allem groß und vielseitig ist. Aber man wird hier in jeder Hinsicht von vielen freundlichen Menschen sehr gut beraten.