Montag, 30. Juni 2014

Wer kennt Maja Angelou?

I´m a woman
phenomenally.
Phenomenal woman,
that´s me.
- Maja Angelou

Maja Angelou. Eine schwarze Frau, geboren in Amerika. Kämpfend für Bürgerrechte, für Schwarze, für Frauen – für alle. Ein Kämpferin, die viele Menschen bewegte.
Zu Ehren ihres Lebens hatten wir letzten Mittwoch einen kleinen Abend mit Gedichten, rührenden Liedern und kraftvollen Reden. Es war nur eine kleine Runde an Schülern und Lehrern, mehr waren nicht daran interessiert oder hatten Besseres zu tun. Ich wusste nicht, worauf ich mich einließ, hatte den Namen nie zuvor gehört. Doch ich wurde mitgerissen von all den faszinierenden Erinnerungen, Meinungen und kreativen Beiträgen.

Climbing Trip nach Südafrika vom 21.06.-22.06.

Samstag morgen, die ersten Sonnenstrahlen schaffen es gerade über unseren Schulberg. Bereits zu so früher Stunde steht eine Gruppe motivierter Schüler in der Turnhalle, packt riesige Rucksäcke mit Seilen, Kletterschuhen, Helmen und sonstigem Zubehör voll und versucht diese dann irgendwie in den kleinen, alten, blauen Schulbus zu stopfen, sodass auch noch genügend Platz zum Sitzen bleibt. Nach einem ausgiebigen Frühstück verabschieden wir uns also vom Campus und machen uns auf den Weg ins Nachbarland.
Dort angekommen werden zunächst einmal die Zelte aufgebaut und Schlafsäcke verteilt – für jeden zwei, schließlich campen wir im afrikanischen Winter. Und dann geht es auch schon auf in die Wildnis. Über Stock und Stein, Felswand und Klippe schlagen wir uns durch, bis wir irgendwo Halt machen. Vor einer riesigen orangebraunen Felswand. „Let´s do this!“ heißt es und das, was zuvor noch so sorgfältig eingepackt wurde, wird nun aus den Rucksäcken gezerrt.
Der Erste hat es immer am schwierigsten. Erst wenn der erste Sicherheitspunkt erreicht und das Seil eingespannt ist, kann man zumindest nicht mehr allzu weit fallen. Doch dann geht es weiter zum zweiten und zum dritten Punkt, jedes Mal einige Meter Seil, die einen nach unten befördern, wenn man nicht rechtzeitig ankommt. Nervenkitzel pur. Angekommen am Gipfel erwartet jeden eine fantastische Aussicht. Ein Märchenwald, eingebettet zwischen all den gigantischen Bergen und verzaubert von den funkelnden Sonnenstrahlen. Ein Traum.


Wir klettern bis die untergehende Sonne es nicht mehr zulassen will. Mit der Dunkelheit kommt auch die Kälte, doch das kleine Feuer am Rande unseres Lagers wärmt uns alle wieder auf. Suppe, Marshmallows und heiße Schokolade füllen dann auch die hungrigen Mägen zur Zufriedenheit. Nach langen Gespräche und vielen lustigen Diskussionen wird es dann langsam leise im Camp und jeder fällt in einen tiefen erholsamen Schlaf.

Am nächsten Morgen fällt es schwer aus den Schlafsäcken zu kommen. Die Kälte und der Frost wollen es nicht zulassen. Trotz allem lockt ein leckeres Frühstück und die Aussicht auf einen weiteren spannenden Klettertag.
Als alles zusammengepackt ist, geht auf die andere Seite der Klippe. Wieder gibt es schwierige Klettersteige und zerkratze Hände, doch nach Sonnenuntergang sitzen alle glücklich und zum Großteil heil im kleinen Schulbus. Auf dem Weg nach Swasiland. Nach Waterford und in unsere Zimmer, wo ein Berg Hausaufgaben darauf wartet gemacht zu werden.


Montag, 16. Juni 2014

Die Flucht in die Freiheit

 Es war eine gute Möglichkeit zu fliehen – zu fliehen aus erdrückender Trauer und tiefem Schmerz.
Wir, eine Gruppe von 24 Schülern und einigen Lehrern, gingen ein weiteres Mal wandern.
Die Sonne schien und selbst der harte Anstieg für über 2 Stunden tat uns allen gut. An der Spitze angekommen waren wir noch immer nicht am Ziel. Wir gingen weiter ohne den richtigen Weg zu kennen, aber schließlich führen alle Wege zum Ziel. Glücklicherweise kannten wir nicht den „richtigen Weg“, denn nur so konnten wir die Freiheit und Afrika wieder einmal hautnah erleben – eine Herde Zebras trabte neben uns her und begleitete uns eine Weile auf unserem Weg.
Dann ging es noch einmal hinauf – es fühlte sich an, als ob wir den Himmel mit unseren Händen greifen könnten. Und endlich waren wir da – am Ziel. Am Execution Rock („Felsen der Hinrichtung“, da sie hier früher Straftäter vom Felsen gestoßen haben). Die Aussicht war atemberaubend und nach einer erfrischenden Mahlzeit fühlte sich der Rückweg viel leichter und freier an...


Einmal Kind sein

Man könnte meinen mit 17 oder gar 18 Jahren sollte man langsam erwachsen werden und sich den ernsten Seiten des Lebens stellen. In Waterford geben wir in dieser Hinsicht unser Bestes und versuchen umweltbewusst und verantwortlich zu handeln und die Welt in eine bessere zu verändern. Doch manchmal muss man einfach noch einmal Kind sein und sich mit kleinen Freu(n)den den Tag versüßen...
So saßen wir also zu Fünft im Comunity Service Raum. Eingekuschelt in warme Decken und Kissen und waren voller Vorfreude. Als dann der Film losging mit dem Song „Two Worlds, one family“ und sich Tarzan von Liane zu Liane über den Bildschirm schwang, waren wir so glücklich. Wie kleine Kinder versanken wir in den Welten von Disney, sangen lautstark mit und waren gefesselt von der Geschichte dieses kleinen Jungen, der nicht weiß woher er kommt. Es war ein unglaublich schöner und entspannter Abend, mit vielen Tränen der Freude und Kindheitserinnerungen...

Football World Cup 2014

Schüler und Lehrer aus aller Welt und jeden Alters vereint in einem großen Saal. Vor einer großen Leinwand. Jeder trägt sein Nationaltrikot oder zumindest eine Fahne mit sich.
Und dann geht es los – die Eröffnungsveranstaltung. Farbenfroh, vielseitig – voll Hoffnung und Stolz. So wie Waterford. Selbst zum Anpfiff des ersten Spiels sind alle noch da – eine extra Genehmigung der Schulleitung, dass selbst die jüngeren Schüler noch nicht zur gewohnten Zeit ins Hostel müssen. Wir jubeln, ohne zu wissen, welches Team wir eigentlich unterstützen. Es geht ums Prinzip – und ums Gewinnen. Menschen aus aller Welt liegen sich in den Armen – glücklich, dass sie einander haben...

Schwere Zeiten...

Der Mensch ist erst wirklich tot, wenn niemand mehr an ihn denkt.

Bertolt Brecht

Eine schockierende Nachricht. Angst, Trauer und Ungewissheit. Keiner weiß, was passierte. Keiner weiß, wie am besten damit umzugehen ist. Keiner weiß irgendwas – jeder weiß gar nichts.
Es liegt schwer in all unseren Herzen und die Atmosphäre ist erdrückend. Weinende, junge Menschen in jeder Ecke. Die Trauer hat uns alle gepackt – selbst jene, die nur wenig über sie wussten...
Eine Andacht. Die Familie ist da. Geschwister, Großeltern, Onkel und Tanten – und die Eltern. Zerstört vom tiefen Schmerz, den der Verlust eines jungen Menschen auslöst. Reden von Freunden und Lehrern. Keiner von ihnen kann die fertig geschriebene Rede zu Ende bringen, bevor die Tränen wiederkommen. Gebete. Wir singen, begleitetet von Schluchzen und Aufschreien. Der Schmerz sitzt tief – sehr tief. Und dann die Rede einer Familienangehörigen – wir sollten weiterdenken, doch sie nie vergessen. Wir sollten es für sie tun. Wir sollten für sie, die Schule zum besten College der Welt machen. Für sie...

May your soul rest in peace.

Ereignisse über Ereignisse...

Nun sind schon wieder 2 Wochen vergangen seit Bushfire und meinem letzten Eintrag und vieles ist passiert. Einen kleinen Überblick dazu gebe ich euch hier:

  • Vermutlichen wissen die wenigstens von euch, dass der 05. Juni „World Environnment Day“ ist. Ja, ich wusste es auch nicht, bis wir bereits am 04.06. diesen Tag in der Schule vorfeierten. Das Motto des Tages stand unter dem Slogan „Raise your voice, not the sea level.“. Eröffnet wurde der Tag mit allerlei Reden und Präsentationen und der schockierenden Nachricht, dass in einigen Jahrzehnten Inseln wie die Malediven oder Barbados nicht mehr existieren werden. Ansonsten passierte erstaunlich wenig...
  • Am gleichen Tag hatten wir einen weiteren Interhouse Wettbewerb, wie schon die Swimming Gala und die Interhouse Athletics. Dieses Mal war es allerdings nichts sonderlich Sportliches, auch wenn der Name das Gegenteil behaupten möchte: Theatersport! :) Dabei trat je ein Team der 3 Häuser, zusammengestellt aus 2 Schülern jeden Jahrgangs, in verschiedenen Kategorien des Improvisationstheaters an. Für die Darsteller wurde es dabei zum Teil recht kompliziert, für die Zuschauer war es hingegen äußerst unterhaltsam. Leider verlor das Haus Stern ein weiteres Mal und Guedes musste sich knapp hinter Henderson geschlagen geben...
  • Seit nun etwa 2 Wochen geht es heikel zu in der Waterford Politik: die neuen Schülerratswahlen standen an. Das klingt nun recht banal, wird aber hier deutlich ernster betrieben, als ich es aus Deutschland kenne. Jeder Schülerratsvorstand besteht nur für ein Jahr, da IB1s im 2.Term gewählt werden und ein Jahr später die neuen IB1s an der Reihe sind. Dementsprechend ernst wir die ganze Sache genommen. Zu Beginn des Terms durften sich IB1s melden, welche entweder als Vorsitzender oder Stellvertreter antreten wollten. Vor 2 Wochen dann begann für jene Kandidaten eine Tour durch die Hostels, während welcher sie sich den verschiedenen Jahrgängen mit all ihren Ideen und Versprechungen vorstellten. Am Mittwoch musste jeder der insgesamt 8 Kandidaten eine Rede halten. Die meisten davon hätten als echte politische Reden durchgehen können – über Transparenz und Kommunikation, über Integration und Konsumgesellschaft – alles war dabei. Am folgenden Tag gab es dann dazu eine Diskussionsrunde, in der die Kandidaten mit Fragen zu ihren Ideen und Vorhaben konfrontiert wurden – dabei ging es wirklich heikel zu. Nun, am Freitag wählten dann also die jüngeren Schüler und heute durften die IBs wählen. Mal schauen, wer dann als neue(r) Präsident(in) und neue(r) Stellvertreter(in) vor uns stehen wird während der feierlichen Zeremonie am Mittwoch...
  • Am Samstag zelebrierten wir in Waterford die „Earth Hour“ - wieder ein Ereignis, von dem ich keine Ahnung hatte, das es existiert – man lernt hier wirklich jeden Tag immer wieder neue Dinge. ;) Dabei handelt es sich um ein symbolisches Energiesparen unter dem Schlagwort „Licht aus!“. Dieses Jahr fand die weltweite „Earth Hour“ (oder auch „Stunde der Erde“) am Abend des 29.März statt. Da dieses Datum aber genau auf unseren UWC Day fiel, veranstalteten wir eben unsere eigene. Am Samstag Abend 18 Uhr also wurde es dunkel auf dem Waterford Campus. Unsere kleinen Solarlampen bildeten die einzige Lichtquelle für die folgende Stunde. Da es sich nun mal schlecht macht im Dunkeln Hausaufgaben zu machen, versammelte man sich also in der Assembly Hall und lauschte den verschiedensten künstlerischen Beiträgen von Slam Poetry, über Reden bis hin zum Meister am Klavier und im Gesang. Ein wirklich gelungener Abend!
  • Tja und bei uns wird nun auch langsam Winter. Das heißt, es hat nun seit über 2 Monaten keinen Tropfen Wasser mehr geregnet, die Sonne scheint – aber der Wind ist eisig. Das heißt, eigentlich ist es gar nicht so schlimm kalt – aber wir frieren trotzdem alle. Das liegt zum Großteil daran, dass die Gebäude in den kalten Nächten extrem abkühlen und wir befinden uns nun mal in Afrika, da gibt es keine Heizungen. Und so kommt es, dass es in den Klassenräumen und im Hostel meist kälter ist als draußen und die Schüler in Winterstiefeln, Wollmützen und Handschuhen im Unterricht sitzen. Noch dazu kommt, dass sich unser campuseigener Wasservorrat langsam aber sicher dem Ende zuneigt, weswegen wir meist kein warmes Wasser mehr haben und öfter auch für einen Tag gar keins mehr. Aber wir machen das Beste draus und genießen zumindest die winterlichen Sonnenstrahlen...

Montag, 2. Juni 2014

Bring your fire – to BUSHFIRE!

Wie es der Zufall, das Schicksal oder wer auch immer es gut mit mir meint, will, war das größte und beste Musikfestival in Swasiland am Wochenende meines Geburtstages – BUSHFIRE.
Nach einem außerordentlich angenehmen Tag in Waterford war ich für wenige Stunden bei meiner Link Family.
Anschließend ging es dann am Freitag Abend zum House on Fire, einem riesigen, wunderschönen Gebäude,welches zum Großteil als Club genutzt wird. Drum herum war für dieses Wochenende ein großes Gelände mit mehreren Bühnen, Essensständen und einem Marktplatz aufgebaut. (Ein bisschen könnt ihr euch das Festival vielleicht wie das Folklorum in Einsiedel vorstellen, wer das kennt.) Das ganze Wochenende wurde dort also kräftig gesungen, getanzt und gegessen – einfach richtig gefeiert. Die Musik kam hauptsächlich aus der Region, aber es waren auch Gruppen aus China, Frankreich, USA und vielen weiteren Ländern vertreten. So wie die Herkunft der Bands variierte, war auch die Qualität und der Stil der Musik in einer großen Vielfalt vorhanden. Das Meiste war richtig gut! Auch das Publikum war äußerst vielseitig: da waren die ausgelassenen, tanzenden Hippies – die die meiste Zeit high waren, da waren Familien mit ihren kleinen Kindern, ältere Ehepaare, Touristen, Einheimische in ihren traditionellen Gewändern und gefühlt jeder Zehnte war entweder Lehrer, Schüler, Elternteil oder Ehemaliger von Waterford. ;) Deutsche waren nebenbei erwähnt auch eine ganze Menge da und man hörte die interessantesten Geschichten: eine Dresdnerin, die einen Südafrikaner geheiratet hat und nun in Swasiland zu Bushfire an einem mexikanischen Essensstand Tacos verkauft. Oder die Düsseldorfer, die eigentlich nur zum Urlaub hier waren und dann durch Zufall als Kartenabreißer am Eingang von Bushfire engagiert wurden. Neben all der Musik gab es noch eine Vielzahl an internationalen Leckereien, einige Kunstausstellungen und Comedyvorstellungen und einen Marktplatz mit allerlei Souveniren und handgefertigten Dingen aus Swasiland und Umgebung.
Ich hatte nun also Karten für alle 3 Tage (Freitag-Sonntag) und nutzte das natürlich ordentlich aus. Ich war viel unterwegs mit meiner Link Family, hatte aber auch genauso viel Spaß mit meinen Freunden aus Waterford.
Es war ein absolut schönes und lustiges Wochenende, mit wenig Schlaf aber vielen neuen Erfahrungen!!!


Happy Birthday!

5:30 Uhr klopft es an meiner Tür, ein Geburtstagsständchen wird gesungen. Dann soll ich duschen gehen. Als mir dann 6 Uhr morgens meine Freunde Geschenke in die Hände drücken mit den Worten „Lass uns mal eine Runde gehen!“, blicke ich noch müde und verwundert drein. Schließlich ist es noch dunkel draußen und das Hostel wurde gerade erst aufgeschlossen. Doch bald verstehe ich...
Wir wandern unseren Schulberg hinauf – meine Geschenke muss ich natürlich selbst hinauf tragen. Ein bisschen wie die Lasten des Lebens, die mit jedem Lebensjahr ein wenig schwerer auf dem Rücken wiegen. Jeder Schritt, den ich den Berg hoch steige, kommt wir vor wie ein Schritt auf dem langen Weg, der noch vor mir liegt – steil, beschwerlich doch irgendwie reizvoll. Der Anfang ist getan, doch bis zum Ziel fehlen noch einige Schritte... Stolpern, Hinfallen und wieder Aufstehen... Jeden Tag, ein Leben lang.
Als wir oben ankommen, geht die Sonne gerade auf – perfektes Timing! Und dann darf ich auch endlich meine Geschenke auspacken – niedliche, kleine Dinge mit Erinnerungen an die Zeit, die wir alle bereits miteinander verbringen durften. Ein Paket aus der Heimat ist auch dabei.
Anschließend treten wir den Rückweg an, verlaufen uns ein wenig im Gebüsch und hätten beinah das Frühstück verpasst. Doch wir waren alle glücklich – und ich wohl der glücklichste Mensch der Welt.